Moin,
Größtenteils sehr gut. Allerdings gibt es Einschränkungen, z.B.:
- Eine IPv6-native Umgebung ohne IPv4 ist nicht möglich. Dafür gibt es zu viele Orte im System, an denen angenommen wird, dass der Server eine IPv4-Adresse hat.
- IPv6-Adressverteilung (SLAAC, DHCPv6) kann anders als IPv4-Adressverteilung nicht übers LDAP/die UMC gemanaget werden und muss daher manuell konfiguriert werden.
Hängt leider sehr davon ab DHCPv6 und SLAAC bieten unterschiedliche Featuresets — und unterschiedliche Betriebssysteme unterstützen unterschiedliche Subsets. Z.B. kann Android kein DHCPv6, dafür kann man aber nicht alle Informationen über SLAAC übertragen, die per DHCPv6 übertragbar sind. Klingt mist? Ist es auch. Oft macht mann daher einen Mischbetrieb, bei dem man sowohl SLAAC als auch stateless DHCPv6 fährt (Adressverteilung erfolgt dabei über SLAAC; DHCPv6 wird nur für Zusatzinfos wie DNS-Server, NTP-Server etc. benutzt — aber auch diese Informationen werden, soweit möglich, per SLAAC übertragen).
Via stateless DHCPv6 und SLAAC, sinnvollerweise gleichzeitig (der radvd unterstützt Verteilung von DNS-Server und DNS-Suchliste via SLAAC aka RFC 6106).
Dynamische IPv6-Adressen sind für Serverdienste ein Problem, weil pro Adresswechsel die Konfiguration diverser Dienste (und DNS-Einträge) angepasst werden müsste. Leider ist das alles andere als trivial, da bei SLAAC der Linux-Kernel derjenige ist, der die Adresswechsel mitbekommt und vornimmt. Das ist anders als bei DHCP(v4/v6), wo es ein User-Space-Programm ist, das die Adresswechsel vornimmt und bei jedem Adresswechsel entsprechend externe Programme starten kann. Der Kernel kann das bei SLAAC hingegen nicht.
Eine etwas unschöne Möglichkeit, das zu umgehen, ist die Verwendung statischer Unique Local Addresses im lokalen Netz, und diese dann per 1:1 NAT am Router auf das jeweils gültige öffentliche IPv6-Netz umzumappen. Das muss der Router aber unterstützen, und es funktioniert potenziell nicht gut mit Protokollen, die lokale Serveradressen im Payload verwenden (z.B. FTP).
Kurz: wenn’s irgend geht vermeiden und statische, öffentliche IPv6-Adressen besorgen.
Wir nutzen seit langem IPv4+IPv6 in unserer Univention-Umgebung, inzwischen ohne echte Probleme.
Gruß
mosu